You are currently viewing Es gibt kein Supply Chain Management: Beitrag in der „Logistik & Recht“ 02/2023

Es gibt kein Supply Chain Management: Beitrag in der „Logistik & Recht“ 02/2023

In der Ausgabe 02/2023 der „Logistik und Recht“ (LogR) der dfv Mediengruppe erschien auf den Seiten 94-99 mein Beitrag „Es gibt kein Supply Chain Management„. Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Der Artikel basiert auf einem früheren Beitrag, der auf dieser Webseite unter dem Titel „There is no such thing as Supply Chain Management. Let’s abandon the field“ erschien. Die zugrundeliegenden Ideen und Argumente wurden aufgegriffen und für die Veröffentlichung in der LogR etwas verfeinert.

Der Kern des Artikels ist eine Kritik am sorglos-naiven Umgang der Akademie (vor allem durch Professoren, die es besser wissen müssten) mit Unsinns-Begriffen und Marketing Bullshit aus der Industrie. Dabei habe ich den Begriff Supply Chain Management (SCM) als weit verbreiteten und etablierten Begriff gewählt und argumentiert, wieso der Begriff nicht nur unzutreffend ist für so ziemlich alle Maßnahmen, die auf der Einkaufsseite von Unternehmen stattfinden, sondern sogar irreführend und schädlich; das heiß geliebte „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ beispielsweise wäre uns so nicht passiert, wären Regierung und Parlament, ob nun im Bund oder der EU, nicht der irrigen Annahme der Existenz eines Supply Chain Management erlegen.

Dabei ist SCM, wie gesagt, nur ein Beispiel für akademisches Versagen. Die völlig nutzlose Worthülse Industrie 4.0 mit allen ihren Derivaten („Führung 4.0“, „Personalmanagement 4.0“, „Logistik 4.0“ usw.) ist mindestens so schlimm und kostet die Volkswirtschaft vermutlich noch mehr Geld in Form von verschwendeter Zeit bei Industriekonferenzen, für das Erstellen von Marketing-Material und in der angstgetriebenen Produktentwicklung, die nun irgendeinen Bezug zu Industrie 4.0 herstellen muss. Über den 4.0-Unsinn (oder Unsinn 4.0?) schreibe ich zu gegebener Zeit einen separaten Artikel, wenn ein laufendes Forschungsprojekt zur Verwendung des Begriffs „Logistik 4.0“ und assoziierter Technologien abgeschlossen ist.

Dass das hohle Geschwätz einmal verstummt, davon ist nicht auszugehen, denn glücklicherweise geht es uns so gut, dass wir uns jede Menge unterbeschäftigter Leute in Unternehmen leisten können, die sich mit solchem Unfug die Zeit vertreiben. Allerdings wirft dies auch ein schlechtes Licht auf unsere höheren Bildungseinrichtungen, denn noch nie waren so viele Leute mit Hochschulabschluss in der Industrie tätig wie heute und vermutlich wurde auch noch nie so viel Zeit mit Phrasendrescherei vergeudet. Man muss hoffen, dass die Korrelation ein zufälliges Resultat ist, denn eigentlich sollte kritisches Denken und insbesondere das Hinterfragen vorgekauten Wort-Breis eine Voraussetzung für das Erlangen eines Hochschulabschlusses sein (in allen Disziplinen).

Vielen Dank an Herrn Dr. Saive und die Redaktion der LogR für die Veröffentlichung des Artikels!